Begriffe ordnen
Vokabulardienst
Bildquelle: Deutsche Nationalbibliothek, GND Explorer 0.8 / Datenbestand vom 22.09.2024.
Sind Bilder oder Texte im Repositorium im Sonderforschungsbereich abgelegt worden, können diese annotiert werden. Dies ermöglicht eine digitale Auswertung der Annotationen, deren Nutzen durch die Verwendung kontrollierter Vokabularien noch erhöht werden kann. Bei einer solchen Auswertung lassen sich die Annotationen auffinden und in Verbindung mit den jeweiligen Bildern oder Texten betrachten. Annotationen, die ganz oder teilweile übereinstimmen, lassen sich so miteinander in Verbindung bringen. Dies kann besonders bei großen Korpora eine Übersicht über das Material geben und gegebenenfalls unerwartete Verbindungen zwischen den Quellen aufzeigen.
Kontrollierte Begrifflichkeiten
Kontrollierte Vokabulare dienen in digitalen Ressourcen dazu, Begriffe eindeutig zu wählen. Über dieser eindeutige Begrifflichkeiten können verschiedene digitale Ressourcen anschließend miteinander verknüpft werden. Kontrollierte Vokabulare werden in den unterschiedlichen Fachdisziplinen für eine Vielzahl wissenschaftlicher Gegenstände erstellt und verwendet.
Ein kontrolliertes Vokabular besteht aus einer endlichen, aber unter Umständen erweiterbaren Liste von Begriffen und vielleicht ihren Übersetzungen, Alternativbezeichnungen und Definitionen. Sie können ergänzt werden, indem auch die Beziehungen zwischen ihnen eindeutig benannt werden. Taxonomien stellen die hierarchischen semantischen Relationen zwischen ihnen dar, Thesauri auch andere semantische Relationen. Ontologien schließlich stellen auch Eigenschaften und Relationen dar, die über Begriffsrelationen hinausgehen.
Einige Vokabulare werden als sogenannte Normdateien von Einrichtungen wie Nationalbibliotheken besonders redaktionell gepflegt. So verantwortet die Deutsche Nationalbibliothek die Gemeinsame Normdatei, in der neben Personen-, Körperschafts- Orts- und Werkdaten auch Schlagworte versammelt sind. Ähnlich funktionieren auch RAMEAU und die Normdateien der Library of Congress. Einzelne Projekte wie BARTOC sammeln digitale Vokabulare.
Der Vokabulardienst des Sonderforschungsbereichs 980 Episteme in Bewegung dient zum Entwurf von Thesauri nach dem Standard SKOS. Die besondere Herausforderung für historisch und kulturwissenschaftlich arbeitende Wissenschaften besteht darin, Wandlungen und Widersprüche im Bereich ihrer Gegenstände zu erfassen. Der besondere Ansporn für diese Wissenschaften, mithin für die Wissensgeschichte kann sein, mit Hilfe kontrollierter Vokabularien diese Wandlungen und Widersprüche begriffsgeschichtlich zu erfassen und sichtbar werden zu lassen.
Ein Anwendungsbeispiel
Ein Beispiel für die Verwendung kontrollierter Vokabulare stammt aus dem Teilprojekt Fremdsprachenlernen und -lehren: Neukonfigurationen der Volkssprachlichkeit in der Frühen Neuzeit. In den Vorworten verschiedener Sprachlehrwerke finden sich Zielgruppen benannt. Diese Nennung erfolgt mehrsprachig und uneinheitlich. Da ist zum Beispiel von «Jugend», «Edlen Jünglingen» , «jungen Leuten» oder «la Jeunesse Française» die Rede.
Um alle diese Vorkommen zu finden, können sie mit einem passenden Begriff aus einem Vokabular annotiert werden. Ein einzelnes Vorkommen kann auch auf mehrere Begriffe verweisen. Zum Beispiel kann ein Ausdruck auf «Jugend» und «Adel» und ein anderer auf «Jugend» und «französisch» verweisen. Die Vorkommnisse lassen sich auf diese Weise auch dann finden, wenn nach den entsprechenden Worten gesucht wird, die nicht dem Wortlaut der Quelle entsprechen müssen.
Literatur
Quellen
Klatowsky, Ondřej: Ein büchlein, in behemischer und deutscher Sprach, wie ein Behm deutsch und ein Deutscher Behamisch lesen schreiben und reden lernen soll, Prag 1567.
Kramer, Matthias: Nouveau Parlement, C'est à dire Dialogues François-Alemands, Frankfurt am Main 1696.
Martin, Daniel: Parlement nouveau, Straßburg 1660.
―: Le Guidon allemand, Straßburg 1663.
Volckmar, Nicolaus: Viertzig Dialogi, oder lustige Arten zu reden, Danzig 1639.
Forschung
Hegel, Philipp: Wissenshistorische Kommentare und kontrollierte Vokabularien: Vier Anwendungsweisen, in: Michael Maier und die Formen (al)chemischen Wissens um 1600, hg. v. Simon Brandl u. Volkhard Wels (Episteme in Bewegung 35), Wiesbaden 2024, S. 227-237.
Hegel, Philipp, Michael Krewet und Simon Brandl: Kontrollierte Vokabularien und historische Semantiken. Zur editionsphilologischen Verwendung digitaler Thesauri, in: Editio 37 (2023), S. 28–41.
Touminen, Jouni: Ontology Services for Knowledge Organizing Systems, Helsinki 2017.
Schlagwörter
- Ontologien
- Taxonomien
- Thesauri
- Vokabulare
- Vokabularien