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Erfolgreiche Verlängerung des SFB Episteme in Bewegung

Am 28.05.2020 beschied der Bewilligungsausschuss der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) über die (Weiter)Förderung von Sonderforschungsbereichen. Mit der erfolgreichen Einwerbung einer dritten Förderphase sichert sich der SFB Episteme in Bewegung die maximale Förderung von insgesamt zwölf Jahren (2012–2024).

News vom 01.06.2020

Der Sonderforschungsbereich 980 Episteme in Bewegung macht sich zur Aufgabe, Prozesse des Wissenswandels in europäischen und nicht-europäischen Kulturen in der Vormoderne zu untersuchen. An dem transdisziplinären Forschungsvorhaben sind neben der Freien Universität Berlin die Humboldt-Universität zu Berlin, das Max-Planck-Institut für Wissenschafts­geschichte und seit der zweiten Förderphase auch das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) sowie die Technische Universität Darmstadt beteiligt. Mit 19 Teilprojekten, in denen insgesamt 55 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter tätig sind, handelt es sich um einen der umfangreichsten Sonderforschungsbereiche auf dem Gebiet der Geistes-, Kultur- und Geschichtswissenschaften. Der Forschungsverbund wird für weitere vier Jahre mit insgesamt mehr als elf Millionen Euro gefördert.
           

Der Forschungsverbund untersucht Wissenswandel in vormodernen europäischen und nicht-europäischen Kulturen. Er fragt nach Prozessen langfristiger Wissens­bewe­gungen in spezifischen historischen Konstellationen und entwickelt ein Instrumentarium für deren Beschreibung. Die leitende Hypothese ist, dass in Bezug auf Kulturen vor 1750 – sei es in Selbst­beschrei­bungen, sei es in späteren (Fremd-)Beschreibungen – die Tendenz besteht, Wissen als unwandelbar stabil aufzufassen, dass sich ihr Wissen aber entgegen dieser Zuschreibungen in ständigem Wandel befand, gerade da, wo die besondere Stabilität des Wissens behauptet wurde.

Um die spezifischen Dynamiken vormodernen Wissenswandels herauszuarbeiten, hat der SFB das zentrale Begriffspaar Episteme und Transfer als systematisch korrelierte Beschreibungskategorien entwickelt. Danach bestimmt Episteme Wissen als etwas, das immer mit Geltungsansprüchen versehen ist. Unter Transfer versteht der SFB Wissenswandel im Sinne einer Neukontextualisierung von Wissen, durch die es neue Bezüge entwickelt und in Wechselwirkungen eintritt. Gerade diese sich ständig verändernden und reziproken Bezugnahmen erfordern, den Wandel vormodernen Wissens jenseits traditioneller Kategorien wie Kulturraum oder Epoche zu begreifen. Dafür hat der SFB mit Wissensoikonomien ein Konzept geschaffen, das die Komplexität und multidirektionale Dynamik vormoderner Prozesse des Wissenswandels beschreibbar und dessen implizite Normen, Selektionsprozesse, unsichtbare Regelsysteme und Machtstrukturen sicht- und analysierbar macht. In der dritten Förderphase soll mit dem Begriff Momentum den Bewegungs­impulsen wie dem Bewegungsverhalten in Prozessen des Wissenswandels noch spezifischer nachgegangen werden.

Das integrierte Teilprojekt Informationsinfrastruktur entwickelt Verfahren zur Datenerschließung für die Untersuchung und Visualisierung dieser Wissensbewegungen in langfristig tradierten vormodernen Wissensbeständen am Beispiel von Reisen von Handschriften, Drucken sowie Sarg- und Pyramiden­textsprüchen. Weitergeführt werden kann auch der beliebte Wissenschaftspodcast „Hinter den Dingen“, der 5.000 Jahre Wissensgeschichte anhand kurioser Objekte aus dem Berliner Stadtraum erzählt.

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