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Zaubergürtel, Edelsteine, Automaten. Dinge in der Literatur des Mittelalters

(16651)

TypSeminar
Dozent/inCarolin Pape
SemesterWintersemester 2020/2021
Veranstaltungsumfang2 SWS
Raumdigital
Beginn05.11.2020
Zeit

Do 10:00–12:00

Kommentar

In modernen wie in vormodernen Gesellschaften können Dinge Wirkungen auf Mensch und Umwelt ausüben. Dinge können unsere Handlungen beeinflussen, vorantreiben oder stoppen. Als Gaben werden Dinge überreicht und ausgetauscht, wobei sie soziale Beziehungen genauso festigen wie beeinträchtigen können. Auch weisen die Dinge eine Zeichensprache auf, die etwas über ihre Herkunft verrät, eine Biographie aufweisen kann oder an der eine Geschichte ablesbar ist. Dinge können uns faszinieren und in ihren Bann ziehen. Der sogenannte ‚material turn‘, hat in den verschiedensten wissenschaftlichen Disziplinen, wie beispielsweise der Archäologie, der Soziologie, den Kulturwissenschaften und der Wissenschaftsgeschichte zu Umperspektivierungen geführt. Dabei wurden nicht mehr nur die handlungsfähigen Subjekte ins Zentrum der Untersuchungen gerückt, sondern auch die Frage danach gestellt, inwiefern Dingen ‚agency‘ oder auch ‚Wirkmacht‘ zukommt. Mit der Frage „Wer handelt?“ sind auch tagesaktuelle Fragen und Debatten angeschnitten, wie etwa die Veränderung des Klimas oder das „Zeitalter der Anthropozäns“. Dingtheoretische Fragestellungen eröffnen für die Literaturwissenschaft eine gewinnbringende Neuperspektivierung. Besonders die Literatur des Mittelalters bietet ein breites Repertoire erzählter Dinge, wie Schwerter, Rüstungen, Ringe, besondere Bauwerke, Kunstgegenstände und Automaten. Im Seminar widmen wir uns daher den Fragen: Wie werden diese Dinge erzählt? Wie funktionieren sie? Welchen Einfluss nehmen sie auf den Verlauf der Narration? Welche sozialen Verbindungen können sie stiften? Hierzu werden verschiedene dingtheoretische Zugriffe erarbeitet, wie beispielsweise die Akteur-Netzwerk-Theorie Bruno Latours, Theorien der Gabe und Ansätze des ‚Ecocriticism‘ u.a. von Jane Bennett. Als Textgrundlage dienen uns zwei späte Artusromane: Der ‚Wigalois‘ des Wirnt von Grafenberg und der ‚Lanzelet‘ des Ulrich von Zatzikhoven. Das Seminar nutzt Formen des „Blended Learning“ und findet überwiegend als Videokonferenz über WebEx statt. Die Romane werden auf Gruppen verteilt gelesen.