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Confucian Heritage: Decoding Writings of Chosŏn Literati

Workshop des SFB-Teilprojekts C09: Evaluationen von Wissen in konfuzianischen Akademien (Prof. Dr. Eun-Jeung Lee & PD Dr. Vladimir Glomb)

25.01.2024

Bilinguale Ausgabe des Buches der Lieder, Sigyŏng ŏnhae, spätes 19. Jahrhundert, Privatsammlung Prag

Bilinguale Ausgabe des Buches der Lieder, Sigyŏng ŏnhae, spätes 19. Jahrhundert, Privatsammlung Prag

Der internationale Workshop hat sich mit der Frage befasst, wie man Chosŏn-zeitliche (1392–1894) Texte der koreanischen Literati als konfuzianisch definieren kann. Der Zweck des Workshops war es, die sehr enge europazentrische Definition, die konfuzianische Schriften nur als Teile der Bereiche Ethik, Staatslehre oder Philosophie verstanden hat und lange Zeit ein Großteil der Chosŏn-konfuzianischen Texten nur als bloße Literatur betrachtet hat, zu redefinieren. Als Einleitung am ersten Tag des Workshops wurde der Forschungsstand des Feldes der konfuzianischen Studien von Vladimir Glomb (FU Berlin) beschrieben, welcher die Institutionalisierung der konfuzianischen Studien in Europa, den USA und in Ost-Asien im Vergleich mit verwandten Bereichen der Buddhologie, chinesischen Philosophie und Islamwissenschaften analysierte. Martin Gehlmann (Ruhr-Universität Bochum) stellte die Entwicklung der konfuzianischen Erziehungsinstitutionen und die damit verbundene Fragen der Grundkenntnis, sowie auch Exzellenzansprüche in Chosŏn-zeitlichen Schulen und konfuzianischen Gemeinden vor. Marion Eggert (Ruhr-Universität Bochum) zeigte in ihrem Beitrag an dem Beispiel von Yulgoks Yissi kamch'ŏn ki, dass die Grenzen zwischen Gender, Religion und gesellschaftlichen Normen bei einzelnen konfuzianischen Gelehrten oft Subjekt der Verzweiflung und Transgression wurden. Zum Abschluss des ersten Tages stellte Barbara Wall (University of Copenhagen) die Analyse möglicher Verbindungen zwischen konfuzianischen Texten und den Digital Humanities vor. Der zweite Tag des Workshops wurde von Gregory Evon (University of New South Wales) eröffnet, welcher neue Fragen zwischen buddhistischen und konfuzianischen Wahrnehmungen des Todes präsentierte und zeigte, welche Rolle der Tod und das Jenseits in den Texten Yulgok Yi Is spielen. Eine der größten Gruppen an Texten, welche aus der modernen Forschung ausgeschlossen waren, sind rituellen Fragen und Debatten. Obwohl diese Texte im Verlauf des 20. Jahrhunderts nur als Beschreibungen formaler Zeremonien verstanden wurden, waren die Logik und Rolle der Rituale für die Chosŏn Literati eines der wichtigsten Themen. Isabelle Sancho (EHESS, Paris) hat dieses Problem am Beispiel der Hwadam Sŏ Kyŏngdŏks (1489–1546) diskutiert. Christina Han (Wilfried Laurier University) hat ihre Ideen zur konfuzianischen Poetik und Gedichten, sowie die Rolle der modernen Forschung in der Zensur und Redefinierung des koreanischen Nationalliteratur-Kanons vorgestellt. Diana Yüksel (University of Bucharest) hat gezeigt, dass das konfuzianische politische Engagement oft ausbalanciert wurde mit der Möglichkeit des Rückzugs aus dem politischen Leben und konfuzianisch geprägtem Eremitismus. Im letzten Vortrag hat Vladimir Glomb die Rolle der „Recorded Sayings“ (yülu) analysiert und gezeigt, wie sich die koreanischen Formen dieses Genres von den chinesischen Traditionen dieser Texte unterscheiden.