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Wolfram Pichler (Kunstgeschichte, Universität Wien): Das Papier zeichnet mit: Rauschende Bildgründe und ikonische Filterung in Goyas späten Alben

17.11.2023 | 10:15
Veranstaltungsreihe

Veranstaltungsreihe

Ein Vortrag der Veranstaltungsreihe "WissensFragen. Der SFB 980 im Gespräch mit ..."

         

In seinen letzten Lebensjahren, die er im Exil in Bordeaux verbrachte, führte Francisco de Goya eine Praxis fort, die er gut zwanzig Jahre früher begonnen hatte: Er zeichnete kleine Szenen auf Papier, kombinierte sie mit Bildlegenden und nummerierte die Blätter, um auf diese Weise geordnete Zeichnungssequenzen zu bilden. Gleichzeitig ging er von der Verwendung von Pinsel, Tusche und Wasser zum Zeichnen mit schwarzen Stiften über. Dieser Wechsel von einem nassen zu einem trockenen Medium ließ die Papiertextur deutlicher als vordem hervortreten, da die meisten graphischen Spuren, die Goya auf dem Papier hinterließ, nun von dessen unebener Oberfläche beeinflusst wurden. Die resultierende Pigmentverteilung verrät manchmal mehr über die Beschaffenheit der Papieroberfläche als über irgendetwas sonst. Im Vortrag möchte Wolfram Pichler untersuchen, wie Goya mit dieser neuen Bedingung seiner zeichnerischen Bildproduktion umging. Auf der Grundlage der theoretischen Unterscheidung zwischen Bildvehikel und Bildwelt wird er beschreiben, dass – und wie – Goya das Papier in unterschiedlichem Maß und auf unterschiedliche Weise mitzeichnen ließ. Insbesondere wird Wolfram Pichler zu zeigen versuchen, wie das 'Eigengeräusch' des Materials zuweilen unterdrückt, zuweilen in den Dienst der Bildformatierung gestellt oder sogar zur Kultivierung einer eigentümlichen Darstellungsform herangezogen wurde, die von Werner Hofmann treffend als "präzise Unschärfe" beschrieben worden ist.

  

Zeit & Ort

17.11.2023 | 10:15

Freie Universität Berlin
Villa des SFB Episteme in Bewegung
Schwendenerstraße 8
14195 Berlin-Dahlem

Weitere Informationen

Die Veranstaltung findet aller Voraussicht nach hybrid statt. Nicht-SFB-Mitglieder melden sich bitte bei Interesse unter info@sfb-episteme.de an und bekommen dann einen Zugangslink zugeschickt.