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Zwischen Wissensakkumulation, Partizipation und Selbstreflexion. Formen der Wissensdiskussion an den gelehrten Sozietäten und ihre Medien

05.11.2021 | 14:00

Studientag mit Caspar Hirschi, Universität St. Gallen

Die frühneuzeitlichen Sozietäten galten in der Wissensgeschichte lange Zeit als Institutionen neuen Typs, die auf Naturforschung und empirische Fakten ausgelegt waren. Ein genauerer Blick auf die einschlägigen Praktiken der Akademien zeigt jedoch, dass diese einen Großteil ihrer Energien in die Wissensdiskussion und -kommunikation investierten. Hierbei wiederum spielten Debattenformate, die auf der tradierten Wissenstechnik der Frage beruhten, eine deutlich größere Rolle als bisher angenommen. Ab dem späten 17. Jahrhundert wurden diese verstärkt printmedial in die Öffentlichkeit getragen mit dem Ziel, den dialogischen und partizipativen Austausch mit der Gelehrtenrepublik auszuweiten.

Das wichtigste Medium stellten dabei die akademischen Preisfragen dar, die, ausgehend von Frankreich, im Laufe des 18. Jahrhunderts zu einer äußerst populären Gattung in ganz Europa wurden. Eine weitere entscheidende Kontaktstelle der Sozietäten zum gelehrtenrepublikanischen Publikum war die periodische Presse, speziell die neuen gelehrten Journale, in denen Wissen ebenfalls in Frageform zur Diskussion gestellt wurde. Von dieser Wechselwirkung mit der Öffentlichkeit waren wiederum auch die großen Wissensprojekte der Akademien in ihrer Entwicklung und Darstellungsform beeinflusst.

Der Studientag fragt vor diesem Hintergrund nach dem Wissenstransfer zwischen den Sozietäten und der gelehrtenrepublikanischen Öffentlichkeit. In den Blick genommen werden einerseits die Preisfragen der Akademien in Frankreich sowie der Berliner Akademie und andererseits die Wissensgroßprojekte im Umfeld der Akademien, wie sie das Dictionnaire universel von Furetière (1690) und die Encyclopédie darstellen. Durch den Fokus auf die von Periodizität und Partizipation bestimmten Debattenformate soll zudem das wissensgeschichtliche „Momentum“ genauer beleuchtet werden, durch welche die Langfristtradition der epistemischen Gattung der Frage eine signifikante Transformation und Taktungsänderung erfuhr.

     

Programm

14.00–14.30

Einführung: „Partizipation und Konkurrenz. Mediale Dispositive und institutionelle Arrangements gelehrter Wissensverhandlung im 17. und 18. Jahrhundert“

Anita Traninger (SFB 980, TP A07)
                  

14.30–16.00

Impuls I: „Dynamisierung des Wissens, gelehrte Geltungsansprüche und publizistische Konkurrenz in Enzyklopädien des 18. Jahrhunderts“

Caspar Hirschi (Universität St. Gallen)

     
– Pause ­–

        
16:30–17:45

Impuls II: „Die Wissensreflexion in den Preisfragen der französischen Akademien und der Berliner Akademie der Wissenschaften“

Martin Urmann (SFB 980, TP A07)

      

Zeit & Ort

05.11.2021 | 14:00

Villa des SFB Episteme in Bewegung
Sitzungsraum
Schwendenerstraße 8
14195 Berlin

Weitere Informationen

Eine Anmeldung ist erforderlich.
Kontakt: dillwyn.thier@gmail.com