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Imagination des Propheten. Figurationen prophetischen Wissens in jüdischer Philosophie und Exegese

Unterprojekt von Hanna Zoe Trauer


Das Unterprojekt widmet sich der Figur des Propheten in jüdischer Philosophie und Exegese des 14.–16. Jahrhunderts in Italien. Im Zentrum stehen Fragen nach Status und Charakterisierung des Propheten sowie nach der Verfügbarkeit revelativen Wissens. Das Projekt untersucht die Darstellungen des Propheten beispielsweise in variierenden Rollen als Gelehrter, Philosoph, König, Richter oder Poet und mit Blick auf die verschiedenen Medien der Offenbarung bspw. in Auseinandersetzung mit Schriftlichkeit und Mündlichkeit der Prophezeiung, innerem und äußerem Sehen und Hören, (Un-)Lesbarkeit und Auslegungsbedürftigkeit und fragt nach den jeweils mit diesen Zuschreibungen verbundenen Autorisierungen prophetischen Wissens.

Das Interesse des Unterprojektes gilt dabei den Dynamiken von Kontinuität und Wandel, die sich in den Werken der jüdischen Philosophen (bspw. Immanuel von Rom, Judah Romano, Yohannan Alemanno, Leone Ebreo) beobachten lassen: Dort spiegelt sich der Dialog mit (christlichen) Philosophen der Renaissance, mit mittelalterlichen islamischen und jüdischen Philosophen (z.B. Ibn Sīnā, Ibn Rushd, Maimonides) sowie mit der antiken griechischen Philosophie, vor dem Hintergrund der jüdischen Tradition zu Propheten und Prophetinnen im Tanach und in Talmud und Midrash. Die Autoren selbst thematisieren den Wissenstransfer auf unterschiedliche Weise, bspw. im Dialog mit der Figur der Sophia, in der Diskussion über ein mögliches jüdisches Erbe der griechischen Philosophie (Platon als Schüler des Mose) oder über den intellektuell-prophetischen Status des Aristoteles; hier spielt auch die Frage paganer Weisheit eine besondere Rolle.

Im Austausch innerhalb des Teilprojektes werden Vorstellungen des Prophetischen stets auch in Bezug auf die Bildprogramme und in Begegnung der Propheten mit den Sibyllen reflektiert; das Unterprojekt blickt aus judaistischer Perspektive nicht nur auf die biblischen Propheten, sondern auch auf die komplexe Verflechtung von paganen, jüdischen und christlichen Quellen in der Vorgeschichte der Sibyllen.