Methoden der variationellen Linguistik
Workshop des linguistischen SFB-Teilprojekts (Leitung: Prof. Dr. Horst Simon)
07.11.2023
Sprache und ihre Verwendung lassen sich aus ganz unterschiedlichen Perspektiven und mit verschiedenen Methoden erforschen. Wir können diachron untersuchen, wie Sprache in der Vergangenheit verwendet wurde, oder wir nehmen eine synchrone Perspektive ein und betrachten den Sprachgebrauch der Gegenwart. Wir können konkrete Sprachnormen und -variation zum Forschungsgegenstand machen oder metalinguistisch evaluieren, wie innerhalb einer Sprachgemeinschaft über Sprache nachgedacht wird. Dabei können wir unsere Forschung auf kleine qualitative Analysen stützen oder auf große quantitative Datenmengen zurückgreifen.
Um die methodischen Herangehensweisen bei der sprach- und wissenshistorischen Interpretation von historischen Fremdsprachenlehrwerken, die wir im Teilprojekt C08 unter der Leitung von Horst Simon untersuchen, mit den Herangehensweisen der synchronen Linguistik zu vernetzen, haben wir uns am 26. und 27. Juni 2023 zu einem gemeinsamen Workshop mit unseren Kolleg·innen aus dem trinationalen Projekt "Variantenpragmatik des Deutschen – Kommunikative Muster im Vergleich" getroffen.
An beiden Tagen des Workshops wurden zukünftige Forschungspläne in Kleingruppen diskutiert. Unterstützt wurden wir dabei von internationalen Expert·innen, die ihr Wissen auf dem Gebiet der Variationellen Pragmatik sowie der Historischen Soziolinguistik darüber hinaus in öffentlichen Vorträgen mit uns teilten. Am ersten Tag des Workshops stellte Gijsbert Rutten (Univ. Leiden) seine Forschung zur Historischen Soziolinguistik des Französischen in den Niederlanden vor. Anschließend setzte sich Stephan Elspaß (PLUS Salzburg) mit den konkurrierenden Tendenzen einer diachronen Standardisierung des Deutschen 'von oben' und 'von unten' auseinander. Der zweite Tag des Workshops widmete sich der konkret methodologischen Verfahrensfragen, wobei verschiedene Datengrundlagen für linguistische Forschung diskutiert wurden. Markus Schiegg (FAU Erlangen-Nürnberg) veranschaulichte die Bedeutsamkeit von Briefen als Quellen für die Forschung der Historischen Soziolinguistik und Pragmatik. Abschließend stellte Eva Ogiermann (King’s College London) zwei Forschungsmethoden der synchronen Variantenpragmatik gegenüber – Discourse Completion Tasks und natürliche Sprachdaten.
Wir konnten in dem Workshop zahlreiche neue Erkenntnisse für unsere Forschung zu den Sprachlehrwerken und ihrer systematischen Interpretation gewinnen und haben uns über das große Interesse an den öffentlichen Vorträgen gefreut!