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Francisco de Holanda, Diálogos em Roma. Fragen von Ästhetik und Kunsttheorie im Spannungsfeld des paragone

Workshop des Teilprojekts B05 „Theorie und Ästhetik von ‚Nicht-Wissen‘ in der Frühen Neuzeit. Aspekte einer Konzeptualisierung elusiven Wissens am Beispiel ästhetischer Kategorien und ihrer Transformation“, 24.06.2013

12.11.2014

B05

B05

Ort: Konferenzraum des Instituts für Romanische Philologie (JK 30/133), Freie Universität Berlin, Habelschwerdter Allee 45, 14195 Berlin

Bericht von Sarah Fallert

Im Rahmen eines eintägigen, informellen Workshops trafen sich am 24. Juni 2013 das Teilprojekt B05 des SFB 980 „Episteme in Bewegung“ und Herr Prof. Roger Friedlein von der Ruhr-Universität Bochum sowie seine Doktorandin Corinna Albert, um sich zum einen konkret mit dem portugiesischen Maler und Autor Francisco de Holanda zu beschäftigen und zum anderen Möglichkeiten der weiteren Zusammenarbeit, etwa die Gestaltung eines größeren, öffentlichen Workshops, zu besprechen.

Der Vormittag war zunächst der Vorstellung des Teilprojekts B05 sowie seiner einzelnen Unterprojekte gewidmet (siehe dazu die Kurzpräsentationen der Projekte). Ein zentraler Diskussionspunkt war dabei der vom Teilprojekt B05 gewählte Begriff des „elusiven Wissens“ und Herrn Prof. Friedleins Frage, warum nicht die Bezeichnung des „Elusiven“ ausreiche. In der darauffolgenden Präzisierung stellte das Teilprojekt noch einmal den Status der von ihm untersuchten ästhetischen Phänomene und Kategorien, die eine unfassbare, nicht durch Worte oder Definitionen vermittelbare Erfahrung konstituieren, als Wissen heraus, da sie, der Episteme-Definition des SFB folgend, reflektiert werden, einen Gegenstandsbezug aufweisen und einen Geltungsanspruch erheben – und dies durchaus mit normierendem Charakter.

Im Anschluss wurden die Forschungsprojekte der Gäste aus Bochum vorgestellt. Den Beginn machte Prof. Roger Friedlein, der einen Abriss über seine Beschäftigung mit der Gattung des Dialogs gab, die sich von den mittelalterlichen Dialogen etwa Ramón Llulls bis zum Renaissancedialog erstreckt. Entscheidende Unterschiede in der jeweiligen Ausprägung der Dialogform liegen ihm zufolge in der verstärkten Pluralisierung und Realitätsindizierung des Renaissancedialogs gegenüber dem mittelalterlichen. Angesichts der thematischen Ausrichtung des Treffens hob Prof. Friedlein besonders auf die portugiesische Dialogtradition ab und widmete sich eingehender Jão de Barros, Jão Rodrigues de Sá de Meneses, Francisco de Sá de Miranda und schließlich Francisco de Holanda.

Anschließend stellte Corinna Albert ihr Dissertationsprojekt zur „Inszenierung intermedialer Bezüge in kunst- und malereitheoretischen Dialogen des Siglo de Oro“ vor, wobei sie vor allem sehr ausführlich ihren Korpus und den bisherigen Arbeitstand skizzierte. Ihr dialog- und medientheoretischer Ansatz untersucht Medienkombinationen oder intermediale Bezüge in Dialogen des 16. und 17. Jahrhunderts auf der iberischen Halbinsel, u.a. im Werk von Francisco de Holanda, das sich durch ein Nebeneinander der Künste (Malerei, Zeichnung, Dialoge, Traktate) auszeichnet. Ein Aspekt, der angesichts von Frau Alberts Präsentation in den Fokus rückte, war die Art und Häufigkeit der von ihr untersuchten Gattungen, die sich von Traktaten, über „discursos“ und Dialoge bis zu juristischen Plädoyers und Bittschriften erstrecken, und die Frage welchen Einfluss die Medien- und Gattungsverfasstheit auf den Text nimmt.

In der Gruppendiskussion zu Francisco de Holandas „Diálogos em Roma“, die um die Untersuchung grundsätzlicher Vermittlungsstrategien in kunsttheoretischen Texten – insbesondere die Argumentation über den Vergleich mit anderen Künsten (Paragone) – kreiste, wurden vielfältige Aspekte debattiert und mögliche Perspektiven einer weiteren Zusammenarbeit zusammengetragen. Als eine besonders spannende und häufige Form des Paragone erwies sich die Einstreuung medienfremder Elemente (hier das Einfügen von Gedichten in den Dialog) mit der Funktion Sachverhalte zu veranschaulichen und zu erklären. Weitere zentrale Fragen betrafen die nationale Aushandlung von Autoritätsansprüchen (in de Holandas Dialog etwa die Abgrenzung von Spanien und Portugal), die Inszenierung der Figuren (allen voran de Holandas selbst, der eine Figur gleichen Namens in den Dialog integriert) oder die Ausdifferenzierung und Verfestigung ästhetischer Ideale, aber auch deren semantische Unschärfe und Bedeutungswandel. Zur Debatte standen außerdem die Anschlussfähigkeit bestimmter Autoren (etwa de Holanda und Lomazzo) und die Relevanz gewisser Kategorien und deren Auftreten in unterschiedlichen Kunstformen (etwa „despejo“ oder „sprezzatura“). Einig war man sich darin, dass eine in Zukunft denkbare Kooperation in Form einer Tagung o.Ä. sich allerdings nicht allein auf Francisco de Holanda konzentrieren sollte, sondern weiter gesteckt sein müsste.

  

Das Programm im Überblick:

9.15 Uhr:        Begrüßung
  

9.30-13 Uhr:   Präsentation laufender Forschungsprojekte (Dialogtheorie, Dialog in der Frühen Neuzeit, Kunsttheorie, Theorie und Ästhetik von 'Nicht-Wissen')
   

  • Vorstellung des Teilprojekts B05 (Prof. Dr. Ulrike Schneider)
  • Vorstellung der Forschungsprojekte von Prof. Dr. Roger Friedlein und Corinna Albert (RUB)
  • Vorstellung der Unterprojekte des Teilprojekts B05 (Mira Becker, Thordis Laackman, Sarah Fallert, Prof. Dr. Ulrike Schneider)
       

13-15 Uhr:       Mittagspause
   

15-16.30 Uhr:    Francisco de Holanda, Diálogos em Roma: Diskussion forschungsrelevanter Fragen
   

16.30-18 Uhr:    konzeptionelle Überlegungen zu Themen und Formaten künftiger Zusammenarbeit (u.a. Planung eines Workshops für 2014)