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Wonder and Imagination

Interdisciplinary Workshop with Michelle Karnes (University of Notre Dame). Organized by the Research Project B02 “The Marvellous as a Configuration of Knowledge in Medieval Literature” (headed by Jutta Eming)

22.02.2024

Die „Merwunder“ (monstris marinis)

Die „Merwunder“ (monstris marinis)
Bildquelle: Konrad von Megenberg: Das Buch der Natur, UB Heidelberg, Cod. Pal. germ. 300, f. 169v (um 1442–1448, Hagenau, Werkstatt Diebold Lauber)

Bericht: Antonia Murath

Am 21. und 22. Oktober 2021 veranstaltete das germanistisch-mediävistische Teilprojekt B02 „Das Wunderbare als Konfiguration des Wissens in der Literatur des Mittelalters“ den Workshop „Wonder and Imagination in Medieval and Early Modern Literature, Philosophy, and Art: Transcultural Perspectives.“

Erklärtes Ziel des Workshops war es, über eine Reihe dezidiert für die gemeinsame Diskussion aufbereiteter Primärtextstellen und Thesenpapiere sowie über Expert·innenvorträge das Verhältnis mittelalterlicher Theorien der Kognition und Wahrnehmung und dem Erzählmodus des Wunderbaren zu diskutieren.

Dieser Bericht summiert die Beiträge hinsichtlich ihrer thematischen Verbindungen, anstelle sie ihrer Reihenfolge nach vorzustellen: Michelle Karnes stellte in einem Keynote Vortrag, der im Rahmen des Jour fixe allen SFB-Mitgliedern zugänglich war („Marvels as Objects of Knowledge“), aus einer philosophiegeschichtlichen Perspektive und mit Schwerpunkt auf Transferprozessen von der arabischen zur lateinischen Philosophie. Michael Rothmann („Telling the truth between nature and God's will: Gervase of Tilbury’s definition of mirabilia“), diskutierte anhand ausgewählter Textstellen aus den Otia Imperiala die in einem Werk mitlaufenden, ganz unterschiedlich motivierten Diskurse über die Beschaffenheit von Wundern. Mehrere Impulsvorträge hatten Vorstellungen vom Fliegen zum Thema: Den Aufstieg in die Sphären des Universums im Traum des Scipio, Matthias Grandl, B07 („Dreaming with Cicero: On the precariousness of oneiric knowledge“); einen Blick auf die Welt, in dem reale sensorische Empfindungen doch letztlich an den Trug des Teufels gebunden sind, Falk Quenstedt, B02, („Flights of Imagination in the 1587 Historia von D. Johann Fausten“); oder den Topos der fliegenden jinn, die ihrerseits auf Flugwesen reiten („Riding with the jinn: Pre-Islamic poetry and its Islamic transformation“), Ruben Schenzle (C10). Aus einer DH-Perspektive zeigte Beatrice Gründler (C10) Parallelen der erzählten Suche nach einem Wissen vom Wunderbaren auf („A King‘s Quest for a Book of Marvelous Knowledge: Anūshirwān and Kalīla wa-Dimna“). Literarisiertes Wissen vom Wunder und der Imagination diskutierten auch Carolin Pape und Antonia Murath (B02) im Zusammenhang mit dem mittelhochdeutschen Roman Partonopier und Meliur, wo die Imagination des Protagonisten mit ihm durchgeht, als er eine scheinbar leere Stadt ergründet („Unruly Imagination in Konrad of Würzburg‘s Partonopier und Meliur“) Jan Peer Hartmann (B01) stellte eine altenglische Elegie vor, wo im Zusammenspiel mit Landschaften und Ruinen vergangener architektonischer Strukturen die Imagination stimuliert und Staunen evoziert wird („Marvels of the Past in The Ruin“).