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Rhetorik, Gender & Institution: Perspektiven auf Diversität an der Universität

Studientag des Teilprojekts A07 „Erotema. Die Frage als epistemische Gattung im Kontext der französischen Sozietätsbewegung des 17. und frühen 18. Jahrhunderts“, 25.06.2018

Bericht von Angie Martiens, Oliver Gent und Isabelle Fellner

Der Studientag „Rhetorik, Gender & Institution“, der am 25. Juni 2018 im Haus des SFB 980 „Episteme in Bewegung“ stattfand und von Isabelle Fellner, Oliver Gent und Angie Martiens aus dem Teilprojekt A07 „Erotema. Die Frage als epistemische Gattung im Kontext der französischen Sozietätsbewegung des 17. und frühen 18. Jahrhunderts“ organisiert wurde, strebte eine kritische Auseinandersetzung mit den Verflechtungen von Rhetorik, Gender, Diversität und Universität an. Der Studientag analysierte diese komplexen Verzahnungen und verdeutlichte dadurch, warum die Universität ihre liberalen und wissenschaftsprogressiven Selbstbekundungen nicht immer einlösen kann und Mechanismen der Ungleichheit bis heute in ihr wirken. 

Im ersten Panel des Studientages zu „Gender & Rhetorik“ fragte Dr. Lily Tonger-Erk (Eberhard-Karls-Universität Tübingen) danach, „Warum Andrea Nahles (k)ein echter Kerl ist, wenn sie brüllt“. Hier wurden die Zusammenhänge zwischen antiken Rhetorikregeln, die als Ideal stets den männlichen, gebildeten, einer hohen Gesellschaftsschicht angehörenden Redner setzten, und aktuellen Redeidealen, die Durchsetzungsfähigkeit und Dominanz weiterhin als vorwiegend männliches Diskursverhalten festschreiben, aufgezeigt. 

Prof. Dr. Gülay Çağlar (Freie Universität Berlin) widmete sich im zweiten Panel zu „Universität & Diversity“, welches sie mit dem Imperativ „Diversität intersektional denken“ untertitelte, einer kritischen Analyse des gerade durch seine Popularität an der Universität bisweilen ausgehölten Diversitätsbegriffs. In Arbeitsgruppen wurden verschiedene Beispiele universitärer Diversitätsimplementierung untersucht: Das Spektrum reichte von einem Werbefilm der Universität Hannover, anhand dessen die universitäre Selbstdarstellung zum Thema Diversity diskursanalytisch untersucht wurde, bis hin zu Einblicken in die universitäre Entwicklung von Diversitätsförderprogrammen.

Im dritten Panel „Gender & Rhetorik & Universität“ führte Prof. Dr. Anita Traninger am Beispiel des Privatdozententums die oben genannten Themenbereiche in einem Vortrag zusammen und machte deutlich, warum die Universität aus ihrer historischen Gewachsenheit heraus solch große Schwierigkeiten damit hat, Diversität in ihren Reihen zuzulassen. Über Jahrhunderte als mönchischer Zusammenschluss von männlichen, verhältnismäßig wohlhabenden Akteuren organisiert, basiert die Universität als Institution auf Selektionsverfahren, die all jenen die Teilhabe erschweren, auf die diese Eigenschaften nicht zutreffen. 

Das abschließende Panel brachte die drei Referentinnen, sowie Marie Lippert als studentische Vertreterin zu einer von Dr. Anna-Lena Scholz (Die Zeit) moderierten Diskussionsrunde zusammen. Unter Einbezug des Publikums wurden hier sowohl persönliche Erfahrungen in Bezug auf mangelnde Diversität an der Universität reflektiert als auch Perspektiven auf eine Verbesserung dieser Situation erarbeitet.