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Prof. Natalia Filatkina (Universität Trier): Übersetzungskulturen und sprachliche Dynamiken der Verständigung im Spiegel frühneuzeitlicher Sprachlehrbücher

07.06.2019 | 10:00 - 12:00
Veranstaltungsreihe

Veranstaltungsreihe

Ein Vortrag der Veranstaltungsreihe "WissensFragen. Der SFB 980 im Gespräch mit ..."

 
Der US-amerikanische Sprachphilosoph und Kulturkritiker Steiner beschreibt jede sprachliche Handlung als Übersetzung („Every language act is a translation“) und Übersetzung generell als eine fundamentale anthropologische und kulturelle conditio humana (Steiner 2008: 1-3). Begründet sieht er seine These darin, dass jeder Akt intendierter schriftlicher wie mündlicher, intra- wie interlingualer Kommunikation an die Übertragung und Verhandlung von sprachlichen Zeichen, ihre Kodierung seitens des Sprechers/Schreibers und Dekodierung seitens des Hörers/Lesers gebunden ist (vgl. lat. translatio ‚Übertragung, Versetzung‘).

Bezogen auf die frühneuzeitlichen Sprachlehrbücher gestaltet sich die zentrale Rolle der Übersetzung noch deutlicher, auch wenn die Quellen keine eigene Theorie der Übersetzung enthalten. Beflügelt durch die Mehrsprachigkeit, aber auch durch das Oszillieren zwischen unterschiedlichen kulturellen Traditionen (praktische Bedürfnisse des kaufmännischen bzw. adligen oder bürgerlichen Alltags, humanistische Lexikographie, didaktische Werke, sprachtheoretische Ausführungen über die Normen des Deutschen) entwickeln die Sprachlehrbücher besondere Praktiken und Techniken der Übersetzung im Sinne eines hermeneutischen, kulturellen, medialen und materiellen Transferprozesses. Konkret sollen im Vortrag folgende Fragenkomplexe diskutiert werden:

  1. Welche Techniken der Übersetzung werden verwendet? Woran orientieren sich die Verfasser (z.B. am Kriterium der Verständlichkeit oder der Idiomatizität)?
  2. Wann und bei welchen Wissensstrukturen scheitert die Übersetzung bzw. wann erfolgt sie nicht? Welchen Platz nimmt das Nicht-Übersetzte ein und wie ist es auf unterschiedliche Teile der Sprachbücher verteilt? Können unterschiedliche Techniken auch im Umgang mit dem Nicht-Übersetzbaren erkannt werden?
  3. Wie reagieren die Sprachbücher auf die zeitgenössischen parallel verlaufenden Diskussionen über sprachliche Normen des Deutschen als Schriftsprache? Welche Normen werden wie adaptiert, transformiert bzw. ignoriert oder verletzt?

             

Zeit & Ort

07.06.2019 | 10:00 - 12:00

Sitzungsraum der SFB-Villa, Schwendenerstraße 8, 14195 Berlin-Dahlem

Weitere Informationen

Aufgrund der begrenzten Platzzahl bitten wir Nicht-SFB-Mitglieder um Anmeldung unter info@sfb-episteme.de.